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Walter Alnor, Landrat in Segeberg von 1950-1959

  • 29.10.1892 als Sohn eines Lehrers in Kiel-Gaarden geboren. Er entstammt einer alten nordschleswigschen Familie, seine Vorfahren waren Hardesvögte. Der Stammbaum der Familie Alnor reicht bis 1390 zurück.
  • Reifeprüfung in Kiel, Beginn der juristischen  und volkswirtschaftlichen Studien in Kiel und Tübingen.
  • 1914 Kriegsfreiwilliger. Schwerverwundet (Beinamputation), Oberleutnant zur Reserve. Nach dem Krieg Studien fortgesetzt. Zum Dr. jur. promoviert. Große juristische Staatsprüfung.
  • 1923 als Assessor am Landratsamt in Arnsberg, anschließend Polizeidezernent bei der Regierung in Arnsberg.
  • 01.10.1925 an die Regierung in Schleswig versetzt.
  • 01.10.1926 kommissarischer Landrat in Eckernförde.
  • 01.01.1927 gewählter Landrat in Eckernförde.
  • 01.01.1943 vom preußischen Innenminister zur Verwaltung des Gebietes in Kurland kommandiert.
  • zwischendurch bis September 1945 Generaldirektor des Landesbank und Girozentrale.
  • dazu ab 1944 Verbandsvorsteher des Sparkassen- und Giroverbandes  Schleswig-Holstein.
  • von der Besatzungsmacht entlassen.
  • April 1950 Landrat in Segeberg.
  • 01.11.1959 wegen Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt.
  • Am 13. Dezember 1972 in Bad Segeberg gestorben.

Landrat Dr. Alnor hat sich besonders um die Förderung des Straßenbaus verdient gemacht. Er war verheiratet mit Frau Bertha, geborene Hansen und hatte 2 Kinder: Karin (geboren 1939) und Peter (geboren 1943).

Er ist einer der Initiatoren des Freilichtmuseums Molfsee.

Mitwirken im NS-Staat

Walter Alnor war kein überzeugter Nationalsozialist der ersten Stunde. Dies zeigen allein sein relativ später Parteieintritt am 1. Mai 1933 und seine Auseinandersetzungen mit der lokalen NSDAP vor Hitlers "Machtergreifung". Nach 1933 passte er sich jedoch relativ rasch den neuen politischen Verhältnissen an und leistete gegen die Ausschaltung politischer Gegner der NSDAP keinen Widerstand. Loyal setzte er die neuen Maßgaben um und stellte ihre Richtigkeit nicht in Frage.

In der Zeit des Nationalsozialismus fungierte er als Gebietskommissar für das Reichskommissariat Ostland im lettischen Libau (Liepāja).

Es lässt sich eindeutig belegen, dass Alnor von den umfangreichen Massenmorden deutscher Einsatzkommandos wusste und dass er durch die Mitverantwortung für die Kennzeichnung der jüdischen Bevölkerung die notwendigen Voraussetzungen für den Holocaust in seinem Bezirk schuf. Zwar widerten ihn die verbrecherischen Maßnahmen an, doch raffte er sich nicht zu Widerstand oder zu Protest, sondern – wie Uwe Danker feststellt – zu einer "eifrigen und willfährigen Vollstreckung auf." Dass Alnor nach dem Krieg von Entlastungszeugen bescheinigt wurde, er sei von der lettischen Bevölkerung auf Grund seiner vorbildlichen Haltung stets "unser lieber Dr. Alnor" genannt worden, erscheint angesichts Alnors Mitverantwortung für die Massenmorde wie blanker Hohn.

Mehr Infos


  • Gutachten der Uni Münster über Landrat Alnor